37. Tag - 7L trinken und Elisabeth

37. Tag - 7L trinken und Elisabeth
Nachmittagspause mit Gazpacho, Brot, Früchten und viel Eis

English Version below

Heute war es wirklich eine Hitze Challenge - mein Thermometer hat während des Fahrens über 44 °C angezeigt. Bei jeder Steigung klebte mir buchstäblich die Zunge am Gaumen. Schlucken mag man da kaum noch bewusst. Daher habe ich heute gefühlt dauernd getrunken. Habe mal aufsummiert,  es sind bestimmt über 7L zusammen gekommen. 

Angekommen bin ich, nach wieder 116 km, heute Abend auf einem Zeltplatz bei Plasencia. Ich hatte zunächst noch überlegt weiter zu fahren und mich wieder in die Büsche zu schlagen, aber es war gut auf mich selbst zu achten, Stop zu sagen und hier geordnet unter zu kommen.

Und ich habe den gesamten Abend quasi mit Elisabeth verbracht. Einer 77 jährigen Holländerin, die seit 35 Jahren verwitwet bei Granada in einem 6 - Seelen Dorf lebt und immer wieder hier auf den Campingplatz kommt. Für sie quasi sein Weg, um unter Menschen zu kommen und vielleicht Fremde wie mich anzusprechen, ob ich denn nicht einen Stuhl von ihr wollen - ich wollte sehr gerne. Wenn ich am Abend etwas vermisse, dann eine gute Sitzgelegenheit!

So entspann sich ein langer Abend mit Rotwein, Essen meinerseits und beiderseitigem Geschichten erzählen. Spannend jetzt so in der Rückschau (ist ja erst 30 Min her) zu reflektieren, dass ich quasi "nur" eine sitzFunktion erfüllt habe. Aber das ist auch vollkommen OK. Wie viele Frisöre (-innen) erfüllen einen ähnliche Funktion; weil man sich nicht jeden Tag begegnet (sondern nur alle 6-8 Wochen) kann man sich vielleicht mehr und "tiefere" Einblicke erzählen, als Menschen, die man täglich um sich hat. Irgendwie komisch, aber vielleicht auch ganz normal?

Wir hatten auf jeden Fall einen ganz schönen und entspannten Abend und ich habe viel erfahren. Über Ihren Fahrrad Trip mit ihrer Tochter von Rotterdam bis nach Barcelona vor über 40 Jahren; ihre Tochter war damals 15! Über ihr Haus, wo sie im Haus (evtl. sogar ihr Schlafzimmer) ein Nest hat, in das jedes Frühjahr ein Schwalbenpärchen zum brüten zurück kehrt. Wer hat schon ein Vogelnest in seinem Haus?- Interessante Frau; schade, dass sie aus Ihrer inneren Einsamkeit nicht wirklich wieder zurück ins Leben findet.

Aufgefallen sind mir heute an der Straße vor allem drei Begebenheiten: zum einen die Recht zahlreichen Storchennester, sowohl auf Strommasten, als auch auf anderen Gebäuden, bis hin zu Kirchen.

Zum anderen die jetzt irgendwie deutlich südlichere Fauna,, zum ersten Mal auf der Reise habe ich am Straßenrand einen Orangenbaum und Kakteen gesehen.

Zu guter Letzt eine durchaus erkleckliche Anzahl von Schlangen, die auf der Straße lagen. Ich vermochte bei den meisten nicht zu sagen, ob sie denn bereits tot waren oder dabei waren die Straße zu überqueren. Die Schlange im folgenden Bild (war in Gänze bestimmt 1,2m lang) hat auf jeden Fall noch gelebt, auch wenn sie stark verletzt war. Da ist sie wohl von einem Auto überrollt worden.

Heute Abend gab es (für mich zumindest) noch eine Besonderheit: es hat einige, wenige Tropfen geregnet! Das Wetter ändert sich hier auch, es wird etwas kühler und etwas regnerisch. Mal schauen, ob ich es Morgen bereits auf die Portugiesische Seite schaffe. Warm und feucht und dann auch noch mit Regenkleidung will ich nun wirklich nicht!


English Version

Today was really a heat challenge - my thermometer showed over 44 °C while I was riding. With every incline my tongue literally stuck to the roof of my mouth. You hardly want to consciously swallow anymore. So I felt like I was drinking constantly today. I added it up and it must have been over 7L. 

After another 116 km, I arrived this evening at a campsite near Plasencia. At first I thought about riding on and hiding in the bushes again, but it was good to take care of myself, say stop and get some shelter here in an orderly manner.

And I basically spent the whole evening with Elisabeth. A 77-year-old Dutch woman who has been widowed for 35 years and lives in a village of 6 people near Granada and keeps coming back to the campsite. For her, it was her way of getting out and about and maybe asking strangers like me if I wanted a chair from her - I really wanted to.

 So we had a long evening with red wine, food on my part and both of us telling stories. It's exciting to look back now (it was only 30 minutes ago) and reflect that I was "only" fulfilling a function. But that's completely OK. How many hairdressers fulfill a similar function? Because you don't see each other every day (but only every 6-8 weeks) you can perhaps tell each other more and "deeper" insights than people you are around every day. Kind of strange, but maybe also completely normal?

We definitely had a lovely and relaxed evening and I learned a lot. About her bike trip with her daughter from Rotterdam to Barcelona over 40 years ago; her daughter was 15 at the time! About her house, where she has a nest in the house (maybe even in her bedroom, I was not 100% sure) to which a pair of swallows returns every spring to breed. Who has a bird's nest in his house? - Interesting woman;  it's a shame that she can't really find her way back to life from her inner loneliness.

Three things in particular caught my attention on the road today: firstly, the numerous stork nests, both on electricity pylons and on other buildings, including churches.

Secondly, the fauna, which is now somehow much more southerly; for the first time on the trip, I saw an orange tree and cacti on the side of the road.

Last but not least, there were a considerable number of snakes lying on the road. I couldn't tell whether most of them were already dead or about to cross the road. The snake in the following picture was definitely still alive, even if it was badly injured. It was probably run over by a car.

There was another special thing this evening (at least for me): it rained a few drops. The weather is changing here too, it's getting a bit cooler and a bit rainy. Let's see if I can make it to the Portuguese side tomorrow.