20. Tag - Hartes Wetter & Großartiges Essen
English Version below
Was für ein Tag mal wieder! Ich glaube es gab am Vormittag vielleicht mal 20 Minuten ohne milden oder kräftigen Regen. Am Nachmittag kamen dann auch wieder Wolkenbruchartige Starkregenschauer dazu; allerdings auch ein paar Sonnenstrahlen. Auch die Strecke war deutlich angenehmer, immer direkt oder in der Nähe des Charente Flusses entlang. Und am Nachmittag wurde auch das Wetter ein bißchen besser; wie man so sagt... Regen mit zum Teil aufgelockerter Bewölkung. Nach 110 km war dann aber auch hier in Chateauneuf-sur-Charente Schluss.
Aber was habe ich es wieder gut getroffen. Ich hatte irgendwie so gar keine Lust das Zelt aufzubauen und wollte in ein kleines Zimmer hier in Chateauneuf-sur-Charente. Auf Google waren irgendwie nur so ganz mondäne Herbergen aufegführt, auf Booking irgendwie gar nichts. Aber In der Euro Cycle App war hier eine Art Herberge bzw Bed & Breakfast verzeichnet. Bezeichnet mit "La Destillerie", also offensichtlich in einer Cognac Fabrik, denn hier ist Cognac Land. Als ich aber davor stand war von Herberge oder ähnlichem nichts zu sehen, man konnte gerade noch einen alten Schriftzug "Hotel" halbverwittert an der Wand erkennen.
OK, aber Fragen hat noch nie geschadet, also eine Passantin angesprochen die mich schnurstracks einen Hauseingang neben die Destillerie geführt hat und hier betreiben in der Tat Véronique und Jose ein B&B. Das muß man normalerweise im voraus buchen, aber heute Nacht hatten sie noch keine Gäste. Und es entwickelte sich ein wundervoller Abend, der Bruder von Jose, Xavier, kam auch noch vorbei und ich habe ein ganz langes Abendessen mit Ihnen teilen dürfen. Zunächst vorweg einen Aperitifwein mit Cognac Noten und kleine Cräcker. Gefolgt von dicken Bohnen, die man aus der Schale pulen mußte und mit ein wenig Salz aß, dazu frische Netzmelone. Als Hauptgang gab es Schweinefilet, innen noch zart Rosa, im Ofen angebackene halbe Kartoffeln und knackfrischen Salat. Nicht zu vergessen die verschiedenen Käsesorten nach dem Hauptgang. Zu guter Letzt wurde als Nachtisch selbstgemachter Joghurt und Erdbeeren aufgetischt. Und natürlich gab es dazu einen schönen Bordeaux Wein.
Das war eine echte Wohltat, denn ich hatte den ganzen Tag so gar nichts gegessen und es hat vorzüglich geschmeckt.
Véronique und Jose haben das Haus noch gar nicht so lange, erst seit 2 1/2 Jahren, haben aber Spaß daran Reisende aufzunehmen. Die Welt bei Ihnen zu Gast, wo ihre eigenen Kinder in der Welt verstreut sind. Jose malt, man sieht seine Bilder und Skizzen im Haus verteilt. Mal sehr Farbenfroh und Blumig, mal eine sehr strenge Farbauswahl und mit fast schon Kürbistischen Pinselstrichen.
Liebe Véronique und lieber Jose, habt vielen Dank, dass ihr mich als müden, verdreckten Radwanderer so spontan aufgenommen habt und mit mir Euer Essen geteilt habt. Es war ein wunderschöner Abend!
Die Strecke heute war noch einmal etwas ruhiger oder auch einsamer als gestern; vielleicht auch weil wegen des Feiertages und des schlechten Wetters nur wenige Menschen unterwegs waren. Viel Getreideanbau und später auch wieder vermehrt kleinere Weinfelder.
Das Bild an der Tankstelle kann ich Euch natürlich nicht vorenthalten; "Einmal volltanken bitte", auch wenn es letztendlich nur 1,5 Liter Benzin für meine beiden Benzinkocher sind, die eine Flasche ist gestern leer geworden.
Die Auswirkungen der verschiedenen Sturzregengüsse konnte ich am Abend mehrfach an meiner Flußstrecke sehen. Bäume umgestürzt; da blieb nur das Rad auf den Taschen unter durch zu ziehen bzw hinweg zu hiefen oder durch riesengroße Pfützen ganz langsam hindurch zu fahren und zu hoffen, dass darin kein Loch war.
Aber es gibt noch etwas zu vermelden: Heute habe ich die 2.000 km Marke seit Beginn der Tour überfahren. Ein bißchen abgefeiert habe ich das ja schon, vor allem aber hat sich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit breit gemacht. Das ich das Privileg habe diese Reise machen zu können. Mit all den Strapazen, die ohne Frage dabei sind, vor allem aber mit den nimmerenden den Eindrücken von Landschaften und Menschen. Und es sind derer so viele! So im Vorbeifahren ein Gesicht, eine Tätigkeit aufgeschnappt, das mich den halben Tag noch in meinen Gedanken begleitet. Ja, Dankbarkeit, das beschreibt meine Gefühlswelt ganz gut.
English Version
What a day again! I think there were maybe 20 minutes in the morning without mild or heavy rain. In the afternoon there were more heavy rain showers; but also a few moments of sunshine, and the route was much more pleasant, always directly or close to the Charente river. And in the afternoon the weather got a bit better; as they say... rain with partly scattered clouds. After 110 km, however, it was all over here in Chateauneuf-sur-Charente.
But I was lucky. I didn't really feel like putting up the tent and wanted to stay in a small room here in Chateauneuf-sur-Charente. On Google, only very sophisticated hostels were listed, and on Booking, nothing at all. But in the Euro Cycle app, a kind of hostel or bed and breakfast was listed here. It was called "La Destillerie", so obviously in a cognac factory, because this is cognac country. But when I stood in front of it, there was no sign of a hostel or anything similar, you could just make out an old "Hotel" sign, half-weathered on the wall.
OK, but it never hurt to ask, so I spoke to a passerby who led me straight to a house entrance next to the distillery and here Véronique and Jose do indeed run a B&B. You normally have to book in advance, but tonight they had no guests. And it turned out to be a wonderful evening, Jose's brother, Xavier, also came by and I was able to share a very long dinner with them. First an aperitif wine with notes of cognac and small crackers. Followed by broad beans, which you had to peel out of their shells and eat with a little salt, with fresh netted melon. The main course was pork fillet, still tender pink on the inside, half potatoes baked in the oven and a crisp salad. Not to forgot the selection of cheese after the main course. Last but not least, homemade yoghurt and strawberries were served for dessert. And of course there was a nice Bordeaux wine to go with it.
That was a real treat, because I hadn't eaten anything all day and it tasted delicious.
Véronique and Jose haven't had the house for very long, only 2 1/2 years, but they enjoy taking in travelers. They have the world as their guest, while their own children are scattered all over the world. Jose paints, you can see his pictures and sketches all around the house. Sometimes very colorful and flowery, sometimes a very strict choice of colors and with almost kubism-like brushstrokes.
Dear Véronique and Jose, thank you so much for taking me in so spontaneously as a tired, dirty cyclist and for sharing your dinner with me. It was a wonderful evening!
Today's route was a little quieter or even lonelier than yesterday; perhaps also because there were only a few people on the road because of the holiday and the bad weather. Lots of grain cultivation and later also more small vineyards.
Of course I can't withhold the picture at the gas station from you; "Fill up once, please," even if it's only 1.5 liters of petrol for my two petrol stoves, one bottle ran out yesterday.
I saw the effects of the various rain storms several times in the evening on my river route. Trees fell; the only option was to pull the bike through on the bags or lift it over, or to ride very slowly through huge puddles and hope that there weren't any holes in them.
But there's something else to report: today I passed the 2,000 km mark since the start of the tour. I celebrated a little, but above all I was filled with a deep feeling of gratitude. That I have the privilege of being able to make this trip. With all the hard moments that are undoubtedly part of it, but above all with the never-ending impressions of landscapes and people. And there are so many of them! As I drove past I caught a glimpse of a face, an activity, that stayed with me for half the day. Gratitude, yes, this describes my feelings well.