19. Tag - Südfrankreich - Provinz und Bordeaux

19. Tag - Südfrankreich - Provinz und Bordeaux

English Version below

So langsam bin ich aber doch wohl wirklich in Südfrankreich angekommen, oder? Es sind nur noch knapp 200 km bis nach Bordeaux. Irgendwie toll, prima, Wahnsinn, dass ich es bis hierhin schon mal geschafft habe und alles bisher sehr gut verlaufen ist.

Die Landschaft heute war natürlich wieder geprägt von der Vienne, an der der Velo 3 Radweg immer weiter entlang führt. Aber es wird / wurde immer einsamer. Auf der 110 km langen Strecke bin ich zum Teil eine 3/4 Stunde ganz alleine gefahren, ohne andere Menschen, ohne Autos. Nur ein paar Gehöfte, die  oft in einem weniger guten Zustand links oder rechts in der Nähe der Straße standen. Viel Landwirtschaft, diverse Viehstallungen. Das ganze Szenario immer wieder lang gezogen hügelig. Irgendwie typisch Provinz, vernab von irgend welchen Wirtschaftszentren oder Großstädten. 

Das hügelige Gelände macht mir mittlerweile ja nix mehr aus; ich schalte einfach in einen niedrigen Gang runter und fahre den jeweiligen Anstieg stoisch rauf. Zum Teil ganz langsam, stört mich recht wenig. Sooft ich zu Anfang an die alte Til Eulenspiegel Fabel vom fröhlich en Berg hochlaufen und betrübt hinuntergehen denken mußte (siehe das kurze Gedicht hier: https://www.projekt-gutenberg.org/gellert/gedichte/chap007.html), so ist es mir inzwischen fast egal. Auf jedes Tal folgt ein neuer Anstieg und umgekehrt. 

Ein fettes Lob mal an dieser Stelle and die Französische Straßenverwaltung (wohlwissend, dass nicht DIE EINE geben wird): Ich finde die Straßen in einem bemerkenswert gutem Zustand! Es gibt kaum geflickten Asphalt, zumeist rolle ich selbst bei Nebenstraßen über tollen Belag.

Immer wieder finde ich neben der Straße Kreuze; ob diese dem Pilgerweg geschuldet sind oder die Anderorts üblichen Andachtsstätten ersetzen, vermag ich nicht zu sagen. Es sind aber auffällig viele, ich schätze, dass ich heute bestimmt 25 Kreuze passiert habe.

Ich bin heute wieder an einem Atomkraftwerk vorbei gekommen, in Civaux. Laut Wikipedia mit den höchsten Kühltürmen in Frankreich. Aber auch bei den beiden Reaktorblöcken gab es in der Vergangenheit technische Probleme. Hoffen wir mal, dass die EDF bei der letzten Generalüberholung alle Schwachstellen gefunden hat.

Gelandet bin ich am Abend auf einem 4- Sterne Campingplatz an einem See, mit sehr netten Betreibern. Hatte mich schon darauf gefreut noch ein erfrischendes Bad zu nehmen und ein wenig zu schwimmen. Aber der allabendliche Regen macht mal wieder einen Strich durch die Rechnung. So sitze ich in meinem Zelt. Habe bereits gegessen und mir "zur Feier des im Süden seins" mal einen Rotwein, natürlich einen Bordeaux, gegönnt.

Allerdings verheißt der Wetterbericht für Morgen so gar keine positive Nachrichten. Es wirkt fast so als würden die Regengebiete nur so um Bordeaux herum kreisen. Dann muss ich die Regenklamotten wohl doch wieder "vom Grund der Taschen" hervorholen, seufz!

Aber ich hab mal geschaut, laut Google sind es bis nach Madrid "nur noch" 900 km, also wahrscheinlich irgendwie so 1000 - 1100. Damit hab ich 2/3 der Strecke schon geschafft. Wow, das ging wirklich gut bisher. Aber: Die Challenge werden die Pyrenäen sein, die ich zumindest streifen werde. Google sagt, dass ich bis auf 1200m hoch muss.

Aber so toll Google für die Stadt ist, so schlecht ist es für Radfahrende Außerorts! Bestes Beispiel heute wieder: ca 10 km vor dem Campingplatz Google die Navigation überlassen und schwupps Ende ich dann unvermittelt auf so einem Feldweg:

Was auch immer die Google Algorithmen dahinter an Straße erkennen.... Mir hat es sich nicht erschlossen! Und weil das nicht das erste Mal war bleibe ich bei meiner Organic Maps, die ist über Land viel besser.

English Version

I've really arrived in the South of France, haven't I? It's only about 200 km to Bordeaux. It's somehow great, fantastic, crazy that I've already made it this far and that everything has gone so well.

The landscape today was of course again dominated by the Vienne river, along which the Velo 3 cycle path continues. But it is becoming/became more and more lonely. On the 110 km route I cycled for three quarters of an hour all by myself, without other people, without cars. Just a few farms, often in poor condition, to the left or right of the road. Lots of agriculture, various cattle sheds. The whole scenario was always long and hilly. Now I don't mind that anymore; I just switch down to a low gear and stoically cycle up the respective climb. Sometimes very slowly, which doesn't bother me much.

A big compliment to the French road administration at this point (knowing well that there won't be just one): I find the roads to be in remarkably good condition! There is hardly any patched asphalt, I mostly drive on great surfaces even on small roads.

I keep finding crosses next to the road; whether these are due to the pilgrim route or if they replace the usual places of worship elsewhere, I can't say. But there are a noticeable number of them, I estimate that I passed at least 25 crosses today.

In the evening I ended up at a 4-star campsite next to a lake with very friendly operators. I was looking forward to taking a refreshing dip and swimming a bit. But the evening rain once again put a damper on my plans. So I'm sitting in my tent. I've already eaten and allowed myself a red wine, a Bordeaux of course, "to celebrate being in the south".

However, the weather forecast for tomorrow doesn't promise any good news at all.  It almost seems as if the rain areas are just circling around Bordeaux. Then I'll have to get the rain gear out from the bottom of my bag again, grrr!

But I looked it up and according to Google it's "only" 900 km to Madrid, so probably around 1000 - 1100 in reality. That means I've already managed 2/3 of the route. Wow, it's been going really well so far. But: The challenge will be the Pyrenees, which I'll at least touch. Google says I have to climb up to 1200m.

But as great as Google is for the city, it's just as bad for cyclists outside of town! Best example again today: about 10 km before the campsite I let Google do the navigation and then suddenly I end up on a dirt road like this:

Whatever the Google algorithms recognize as a road behind it... I didn't understand it! And because that wasn't the first time, I'll stick with my Organic Maps, which is much better in the countryside.